Frank Papperitz ist Autor des Buches Handbuch deutscher Fahrradmarken, welches im August 2016 im Maxime-Verlag erschien. Für das Buch hat Papperitz Informationen zu 8.012 deutschen Fahrradmarken zusammengetragen… was für ein Wahnsinnswerk!!!
Das Interview mit Frank führte Maxi Kutschera
Lieber Frank, wie bist Du darauf gekommen, Dich für das Sammeln von Steuerkopfschildern zu begeistern?
Zum Sammeln von Fahrradsteuerkopfschildern bin ich im Alter von zehn Jahren durch meine Schulfreunde Erik und Uwe Mitzscherlich gekommen. Die Zwillinge hatten an eine Schuppentür verschiedene Dinge genagelt, die sie von einem nahegelegenen Schrottsammelplatz mitgebracht hatten. Neben Schildern von Staubsaugern und Herden hingen dort auch einige Fahrradschilder. Der große Stolz war ein altes Naumann-Schild, das wir sehr verehrten. Uns schien das ein interessantes Sammelgebiet zu sein und so beschlossen wir, gemeinsam möglichst viele Schilder zusammenzutragen.
Seit 1980 sind wir fast an jedem Wochenende mit unseren Fahrrädern von Dorf zu Dorf gefahren, um auf Müllkippen und an Waldrändern nach weggeworfenen Fahrrädern zu suchen. Manches Fahrrad wurde regelrecht ausgegraben und es gab immer ein großes Hallo, wenn ein unbekanntes Schild dran war. Selbst wenn Fahrräder seit Jahrzehnten in der Erde lagen, konnten die Schilder – da oft aus Buntmetall – noch gerettet werden.
Und wie hast Du die Schilder Deiner Kindheit bis ins Heute gerettet?
Abmontierte Schilder wurden mühevoll gereinigt und später auf einen selbstgebauten Holztisch genagelt. Wenn ich da an die Opel-ZR 3-Fahrräder denke, von denen wir nur die Schilder abmontierten…, mit 12 Jahren wussten wir es nicht besser!
Die Schilder wurden natürlich in der Rahmenform erhalten.
Ab ca. 100 Schildern war das selbstgebaute Holzgestell überfüllt! So baute mein Vater einen Schrank mit ausziehbaren Böden, auf denen die Schilder aufgeklebt wurden.
Damit jeder von uns die Sammlung mal bei sich haben konnte, zog dieser Schilderschrank regelmäßig zweimal im Jahr um. Sechs Monate stand er bei Uwe und Erik, sechs Monate stand er bei mir.
Durch andere Interessen von Erik und Uwe blieb die Sammlung schließlich seit ca. 1986 bei mir stehen. Wir hatten bis dahin ca. 250 verschiedene Steuerkopfschilder, einige Schutzblechembleme, Zubehör und auch drei alte Fahrräder zusammengetragen.
Jahre später war auch dieser Schrank überfüllt und mein Vater baute drei neue Schränke mit einem Fassungsvermögen von ca. 2.500 Schildern. Dieses Fassungsvermögen reicht bis in alle Zeit… dachte ich damals. 🙂
In dieser Zeit lernte ich auch weitere Sammler durch Annoncen oder auf Schrottsammelplätzen kennen. Jetzt wurden doppelte Schilder getauscht oder auch auf Trödelmärkten erworben. Neben den wenigen DDR-Schildern (keine 100 verschiedene insgesamt) bestand meine Sammlung fast nur aus Vorkriegsware.
Mit der Grenzöffnung im Herbst 1989 konnten neue Sammler und Teilemärkte besucht werden. Besonders die in der DDR völlig unbekannten westdeutschen Nachkriegsmarken füllten schnell meine Sammlung.
Das kostet aber doch auch Geld?
Ja, dennoch! Den Gedanken, nur Schilder bis zum 2.Weltkrieg zu sammeln, verwarf ich beizeiten. War ein Schild nicht zu bekommen, zeichnete ich es als Nachweis ab.
Hast Du damals schon daran gedacht ein Buch daraus zu machen?
Nein. Soweit dachte ich damals noch nicht. Dennoch trug ich nach und nach zusätzliche Informationen zu den Schildern zusammen und pflegte eine Liste in meinem Computer. Erst später und durch die Anregung von Sammlefreunden wurde diese Idee geboren. Diese Sammelfreude haben das Projekt auch ständig unterstützt.
Im Jahr 2008 erschien das Buch „Markenware Fahrrad“, welches heute (nicht zuletzt Dank aller Helfer) als grundsätzlich überarbeitetes und um mehr als 3.000 Marken erweiteres Werk vorliegt.
Wieviele von den abgebildeten Schilder hast Du denn nun wirklich?
Ich habe 4.000 verschiedene deutsche Steuerkopfschilder in einem genügend großen Schrank mit 54 Schiebern. 1.500 passen noch rein.:)
Das reicht doch, oder?
Und wie geht es weiter? Bist Du jetzt fertig mit dem Thema?
Nein, ich mache natürlich weiter. Ich habe inzwischen ein Tool, mit dem ich jederzeit Daten ergänzen und aktualisieren kann und fertig wird man bei diesem umfassenden Thema eh nie…
Danke für das Gespräch.
Veröffentlichungen von Frank Pappritz:
*Markenware Fahrrad, 2003
*Handbuch deutscher Fahrradmarken, 2016